wenn aus einer Ahnung Wirklichkeit wird

Während des Sommers ist mir das Staunen ein wenig vergangen. Nicht, weil die Natur beim Spazierengehen oder Erlebnisse im Alltag keinen Anlass dazu gegeben hätten. Es war ein schlechte Nachricht, die Anfang Juli eintraf und die wiederum mein Leben veränderte. ES wäre immer im Rahmen des Möglichen gelegen, aber ich hatte die Wahrscheinlichkeit absolut negiert. Deshalb stand ich wohl einige Zeit unter Schock. Diese Schockstarre wich einer tiefen Trauer, die kombiniert mit Selbstmitleid ideale Voraussetzung für depressive Verstimmung geschaffen hätte. Glücklicherweise konnte ich mich eines Morgens mit der Tatsache arrangieren, kein völlig gesunder Mensch zu sein. Ich habe mich mit der Realität ins Einvernehmen gesetzt, mich sozusagen mit der Wirklichkeit, die nicht von mir beeinflusst werden kann, arrangiert. Und überraschenderweise, je intensiver ich dieses Vertrauen in die Realität wahrnehme, desto deutlicher kann ich wieder Glück empfinden. Angst und Unsicherheit treten in den Hintergrund und werden von Lebensfreude verdrängt.

Nach nunmehr zwei Monaten finde ich langsam Worte für ungeordnete Gedanken und Gefühle sind nicht mehr mächtiger als ihnen zusteht. Diese Wortlosigkeit machte sich schon vor Monaten bemerkbar, waren es Anfang Jänner noch Unsicherheiten wurden zusehends Ahnungen, die ich vor mir hergeschoben hatte.

Ein Flug nach Düsseldorf und fünf Tage im Ruhrgebiet und im anliegenden Rheinland haben viel dazu beigetragen, dass die Lust an Veränderung wieder zurück gekehrt ist. Jeder Tag muss wieder seine Bestimmung erhalten und kleine Vorhaben schneller umgesetzt werden. Diese Botschaft habe ich vorerst nur widerwillig angenommen. Zusehends gibt das Wohlbefinden der Entscheidung recht.

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Seit längerem hatte ich den Kölner Dom zu sehen auf meiner Wunschliste. Ich machte mich auf den Weg und war beeindruckt. Man verlässt den Hauptbahnhof und steht unvermittelt vor einem gigantischen Bauwerk. Ich habe es bei Nacht fast umrundet und einen Morgen darin verbracht. Die Geborgenheit der gotischen Kirche umfing mich. Es ist nicht irgendeine Kirche sondern das schönste gotische Bauwerk in Mitteleuropa. Im Seitenschiff der Stadtpatrone nahm ich an der Morgenmesse teil. Die offene Kapelle vermittelt trotz der hohen Pfeiler, die links den Raum begrenzen durch die schalenartige Kuppel und eine rechtsseitige Mauer und dem wunderbar gemalten Altar eine Behaglichkeit, wie man sie bei der Monumentalität des Domes niemals vermuten könnte.

Mein Mut zur Veränderung ist zurück gekehrt.

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2 Antworten to “wenn aus einer Ahnung Wirklichkeit wird”

  1. „Ich habe mich mit der Realität ins Einvernehmen gesetzt, mich sozusagen mit der Wirklichkeit, die nicht von mir beeinflusst werden kann, arrangiert. Und überraschenderweise, je intensiver ich dieses Vertrauen in die Realität wahrnehme, desto deutlicher kann ich wieder Glück empfinden. Angst und Unsicherheit treten in den Hintergrund und werden von Lebensfreude verdrängt.“

    Es ist das Eins-werden mit dem was ist. Ohne wenn und aber, und ohne jegliche Gedanken:konstrukte die ES wiederum beeinflussen möchten. Das Leben offenbart sich dir, wie du es haben willst. Willst du es als Feind oder Freund… Willst du Kampf oder Harmonie… Was DU willst, ist kaum relevant, sondern die Annahme dessen was ist, macht ES zudem was wir „wollen“.

    Seit ich nicht mehr im Widerstand lebe, empfinde ich eine Art Dauerfreude in meinen Lebensituationen. Zusätzlich trage ich abends in mein kleines Büchlein ein, was mir an diesem Tag Freude gebracht hat und über was ich dankbar bin. Meine ganze Wahrnehmung hat sich „liebevoll“ geändert. Ich sehe sozusagen in allem nur das Positive – wenngleich dies nicht ganz stimmt. Jedoch liegt es nicht in meiner Verantwortung, wenn Dinge geschehen die ich nicht beeinflussen kann.

    „Mein Mut zur Veränderung ist zurück gekehrt.“

    Das Leben IST Veränderung. Vielmehr noch sind es die Lebenssituationen die sich ändern, unser Leben ist immer gleich. Unser Leben IST unser Bewusstsein, dieses Mysterium DAS uns zu etwas macht… Kostbar und bedeutungslos…LG

  2. Du schreibst von der Art Dauerfreude, die sich einstellt,weil du nicht mehr im Widerstand lebst. Mit dem Fluss des Lebens schwimmen und nicht dagegen, manchmal an Land gehen und innehalten. Dieses Innehalten hätte mich fast dazu bewogen, flussaufwärts zu paddeln, mit unwahrscheinlichem Energieaufwand gegen den Strom zu schwimmen.

    Mir gefällt die Vorstellung jeden Tag das Freudvolle in ein Büchlein zu schreiben. Was für ein persönliches Buch!

    Danke für deine gedanklichen Anregungen,
    mlg Marina

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