Morgens im Bus

Posted in Uncategorized with tags , , , on Dezember 10, 2013 by Marina`s Woertaworld

Morgens im Bus habe ich die Gelegenheit, alltägliches Leben in Ruhe zu beobachten. Zuschauer sein und nachdenken bekommen mir gut.

Wenn ich die roten Kugeln betrachte, erkenne ich darin das Prinzip der Hoffnung. Nicht all das Schöne im Leben und das Erwartete oder Erwünschte, sondern die Hoffnung, dass Alles, in seiner Gesamtheit, Sinn hat. Die Kugeln repräsentieren die Erwartungen eines Kindes an das Christkind und die Hoffnung auf das Wunder.

Hoffnung ist ein seltsam anmutendes, zaghaftes aber keinesfalls unbeständiges Gefühl. Es blüht im Verborgenen und ich kann es kaum beschreiben oder gar sofort bei mir und anderen erkennen. Wenn etwas nicht machbar, gar unmöglich und schwer bewältigbar, erscheint, dann keimt dieses zarte Gefühl auf. Und wandelt sich unmittelbar in intensive Kraft. Mit dem Erkennen wächst die Energie, es entsteht Herausforderung, die durch Handeln spürbar wird. Die Hoffnung ist eine Empfindung des Denkens, sie zeigt sich zum Zeitpunkt des Nichthandelns; während das Gefühl des Mutes, jene Kraft zeigt, welche die Herausforderung braucht, um sie zu bewältigen. Also ein Gefühl des Handelns.

Wie erkenne ich Hoffnung im Alltag und wodurch unterscheidet es sich vom Fatalismus?

Gedankenlosigkeit und hektisches Tun sind die Räuber der Hoffnung. Das Treiben des Alltags, in Hektik und Eile stiehlt mir das feine Gespür für die Hoffnung, das wunderbarste Gefühl, das ich kaum beschreiben und unmöglich bei anderen erkennen kann. Sobald jedoch, bei mir, der Eindruck des nicht Machbaren entsteht, sehe ich Herausforderung.

Als Kind hatte ich, an Tagen vor dem Nikolausfest, die Erwartung, Krampusse zu sehen und zu hören und doch nicht geschlagen zu werden. Besuche ich eine Ausstellung, hoffe ich, ein wunderbares, besonderes Bild zu sehen. Vor einigen Jahren war es die Hoffnung, wieder gehen zu können und als dies gelungen war, die Hoffnung, irgendwann Ski zu fahren. Vor einigen Monaten hoffte ich, die neuerliche Erkrankung mit dem Ignorieren und Nichtlesen der Diagnose verschwinden zu lassen.

Ich muss erkennen, dass dies alles mit Hoffnung nichts zu tun hat. Das sind reale und irreale Wünsche an das Leben. Ich musste erkennen, dass die Wirklichkeit vielschichtiger ist, worin der Sinn von Ereignissen verborgen bleiben kann. Gleichzeitig kommt der Gedanke auf, dass die Bewältigung von Schwierigkeiten und Herausforderungen eine Form der emotionalen Intelligenz darstellt. Wenn es die Gefühle zulassen und Wünsche nicht überhand nehmen, bleibt die Sicht auf den Sinn der Ereignisse offen.

Es wäre fatal, Hoffnung mit Fatalismus zu verwechseln, doch worin sie sich unterscheiden, ist mir noch nicht klar geworden. An einem anderen Tag!

meinweg2.komp

All das Schöne im Leben

Posted in Uncategorized with tags , , , on Dezember 9, 2013 by Marina`s Woertaworld

header13

Mein Weg führt mich in die Hellbrunner Allee und ich lande mitten im Adventmarkt. Alle Jahre wieder bin ich von den Kugeln auf lebenden und geschnittenen Bäumen beeindruckt. Diese Kugeln sind für mich das Sinnbild des Weihnachtsfests. Mein persönliches Weihnachten, wie ich esals Kind wahrgenommen und erlebt habe. Ich kann, scheinbar, den Geschmack der Vanillekipferl auf der Zunge zergehen lassen, rieche den wenig süßen und wunderbaren Glühwein meiner Mutter und wenn ich wirklich ruhig werde, höre ich das Knirschen des frischen Schnees auf dem Weg zur Christmette.

weihnachtsbaum_hellbrunn1

Natürlich überwiegt bei all den Tausenden von Weihnachts- und Adventmärkten´der wirtschaftliche Aspekt. Mittlerweile gibt es fünf Wochen lang, in Mitteleuropa und möglicherweise anderen Gegenden der Welt diese Treffpunkte mit heißem Punsch, Dekormaterialien und unnützen Geschenken. Sie entsprechen dem Paradigma des westlichen Menschen, deren öffentliches Leben kommerzialisiert und religiöses Leben und Denken privatisiert wurde. Nicht so sehr die Spiritualität, die ist sowohl im Internet als auch in Büchern und Zeitschriften sehr gut vertreten.

An manchen Orten gelingt es mir, die Hülle des Ökonomischen zu entfernen und den Lack des scheinbar Spirituellen abzukratzen. Dann tauche ich sekundenlang in die kindlichen Gefühle ein. Ich empfinde die reine Freude der Erwartung die ähnlich gut tut, wie ein Schluck frisches Wasser bei einer Wanderung, barfuß im Regen gehen oder Sonnenwärme im August.

Für einen Moment nehme ich die reale Welt mit der Sinnlichkeit vergangener Tage wahr. Oder fühle nVergangenes, in unterschiedlicher Konstellation und nicht nach intellektuellen Kriterien gefiltert. Schon ist es wieder da, das verstandesmäßige Erkennen und Bewerten.

Das Gespräch der beiden Damen zur Rechten hat den Vergleich von Weihnachtsmärkten in der Umgebung zum Inhalt. Die Beiden besuchen seit Jahren den Christkindlmarkt am Domplatz und kennen scheinbar alle Stände am Hellbrunner Markt. Alle Achtung, bei dieser Menge, ist der Überblick nicht leicht zu wahren. Vor mir taucht eine Frau, verkleidet als Weihnachtsmann auf, der Kommerz hat mich wieder.

Mein neues Headerbild, mit all den roten Kugeln, trägt mich immer und immer wieder in das Land der roten Kugeln. Dort gibt es keine Einschränkung. In dieser Unendlichkeit ist alles möglich, es bedeutet für mich, all das Schöne im Leben.

ich gehöre hierher

Posted in Uncategorized with tags , , on November 17, 2013 by Marina`s Woertaworld

Ich gehöre hierher,
wie alles hier
die Luft zum Atmen und
grauer Stein im Glockenklang.

Ich bin hier,
mit meiner Erinnerung,
wie alles hier
im Takt des Atems.

Ich gehöre hierher,
mit meiner Erinnerung,
und atme im Takt
des Glockenklangs.

1959

Neubeginn

Posted in Uncategorized on November 11, 2013 by Marina`s Woertaworld

„Kaum zu glauben, aber auch ein Schnitt kann den Knoten lösen.“

Wenn alle Versuche,
verstehen zu wollen,
wenn alle Schritte,
vorwärts zu kommen,
wenn alle Taten,
helfen zu wollen,
vergeblich sind.

Wenn alles vergeblich,
verloren, verlassen und hilflos ist,
ist Neubeginn.

Das Kleine und das Große, das Hässliche und das Schöne….

Posted in Uncategorized with tags , , , , on Oktober 27, 2013 by Marina`s Woertaworld

„Das Kleine ist häufig die Ursache für großartige Gefühle.“

Ebenso ergeht es mir mit dem Hässlichen und dem Schönen. Können wir durch das Eine, das Andere erkennen? Haben wir erst durch den Unterschied die Möglichkeit das Eine vom Anderen zu unterscheiden?

glockenturm herrnauDom_salzburg

Auf den ersten Blick ist dies einer der hässlichsten Kirchtürme von Salzburg, der freistehende Glockenturm der Pfarrkirche Herrnau. In jeder Hinsicht unterscheidet sich das Baumaterial Beton von jenem der Kathedrale, die aus Konglomerat des Mönchsbergs und an der Stirnseite mit Untersberger Marmor verkleidet ist.

Erst bei näherer Betrachtung erscheint auch das Ensemble der Herrnauer Pfarrkirche Interessantes zu zeigen. Die Betonmauer, welche Turm und Hauptgebäude der Kirche verbindet, ist im Stil eines Gartenzauns geflochten. Skulpturen wurden in die Betonwand integriert. Eine rankende Pflanze hinterlässt rote und schwarz gepunktete Spuren am unteren Teil des Turms und hässliche dunkle Flecken zeugen von der Feuchtigkeit. Regen, der das Material angreift und besonders auffällig den Verfall sichtbar macht.

Ist das Untergehende, das dem Verfall preisgegeben ist, hässlich? Auch,oder insbesondere wenn es erhalten wird und nur teilweise Nutzen hat? Obwohl ich vor einigen Jahren in der Kirche Herrnau war, kann ich mich nur noch an eine ungewöhnlich bunte Glasfront erinnern. Links vom Altar, oder doch nicht? Erinnerungen, die lange zurück liegen,trügen und ich sollte wohl besser eine Erkundung machen.

Verfallenes oder nicht vollständig Erhaltenes ist nicht so sehr in der Illusion von Schönheit verfangen.

Die beiden Kunstwerke sind eigentlich nicht vergleichbar. Zum einen sind es die enormen Stilunterschiede,die Barockfasade des Doms und das 20. Jahrhundert, welches der Betonbau deutlich zeigt. Zum anderen sind die Materialien und der Arbeitsaufwand höchst unterschiedlich. Die Domfassade ist ungleich aufwändiger und mit mehr Arbeitsstunden erstellt, als der Glockenturm.

Ich versuche immer wieder an jenen Dingen, die mir im ersten Moment hässlich erscheinen, etwas Schönes im Detail zu entdecken. Ebenso ergeht es mir mit dem Guten, dem Schlechten, dem Wahren und umgekehrt. Die Differenzierung schärft meinen Blick und mein Ohr und ermöglicht mir einen schmalen Grat, mein persönlicher Zugang zur Ganzheitlichkeit. In der Polarisierung ist häufig eine Wertigkeit enthalten. Es ist aber auch neben der Bewertung eine Kategorisierung zu erkennen, die Klarheit verschafft. Diese Kategorien sind nicht unumstösslich sondern jederzeit aufhebbar und veränderbar. Ich empfinde allumfassende Begriffe des Seins, wie „Alles ist gleich gut, gleich schön, gleich liebenswert“ im täglichen Leben aufgrund der Verallgemeinerung als Abwertung. Eine Vereinheitlichung, die für vieles nicht zutrifft. Als rein philosophische Betrachtung des Seins mag die allumfassende Betrachtung des Guten, Wahren und Schönen durchaus Berechtigung haben. Ich sehe in der Unterschiedlichkeit der Erscheinungsformen die Schönheit und Wahrheit des Alltags. Eine Betrachtung der Unterschiede macht Freude und ich bin auf der Suche nach dem Hässlichen in der Domfassade – und seltsamerweise sind nur marginal unschöne Stellen zu entdecken.

ein Sonntagsspaziergang

Posted in Uncategorized with tags , , , on Oktober 21, 2013 by Marina`s Woertaworld

Und wieder war der Schwan bei meinem Besuch am Wochenende am Teichrand von Hellbrunn. Ich hatte mein Telefon zum Fotografieren dabei, aber irgendwie zog mich die Bewegung des Schwans in seinen Bann. Der Anblick, wie sich „mein Schwan!“ die Federn putzte, wie er sich der Hals in mehreren Rundungen völlig in die Feder auf seinem Rücken verkroch, ist vor meinem geistigen Auge immer noch präsent.

Meine Bewunderung hat er oder sie. Grammatikalisch in jedem Fall „der Schwan“. Er hat wieder meine volle Aufmerksamkeit. Und wie immer suchte er sich selbstbewusst seinen Platz inmitten der Sonntagsspaziergänger und pflegt mit Inbrunst Feder für Feder. Kleine, weisse Federchen liegen am Boden verteilt, sie fliegen in alle Richtungen, als ein Windstoß Kühle und Bewegung in den Hellbrunner Park bringt.

Ich fahre mit meinem Gast einige Kilometer weiter zu den Adlern von Klessheim. Wie ein steineres Monument thronen sie beim Toreeingang von Schloss Klessheim am westlichen Stadtrand von Salzburg. Frisch renoviert starren die beiden Adler mit angelegten Schwingen herab auf die einfahrenden und wie in meinem Fall, eintretenden Besucher/innen. Beide Adler halten eine Kugel in ihren Klauen. Angeblich hätten diese Klauen, auf Bestellung des faschistischen Regimes das nationalsozialistische Symbol des umgekehrten Swastika zeigen sollen. Die Lieferinger Chronik informiert auf der ausgeschilderten Tafel, dass die Adler nie das Hakenkreuz gezeigt hätten. Nun stellt sich die Frage, ob diese Unterlassung während der nationalsozialistischen Diktatur vom Künstler verursacht wurde oder andere, später dafür gesorgt hatten, uns den Anblick zu ersparen.

Der Klessheimer Park ist ruhig, er ist wesentlich weniger belebt als der Hellbrunner Park. Vereinzelt spazieren ältere Paare die Wege entlang. Ich geniesse die Herbstfarben, das Rot, das Gelb und das Braun der Blätter, bevor sie endgültig den Baum verlassen.

Unser letzter Besuch an diesem Sonntag führt uns nach Maria Plain. Wir beenden diesen Tag mit dem Besuch in der Wallfahrtskirche und wie könnte es anders sein, mit einem Zwetschgenkuchen im Gasthaus Plain.

Selbstverständlichkeit des Seins

Posted in Uncategorized with tags , , , on Oktober 6, 2013 by Marina`s Woertaworld

Seit einigen Wochen beschäftigt mich wieder intensiv die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Es ist keine Lebenskrise und auch kein drohender Weltuntergang sondern ein kräftiger Hinweis auf die Vergänglichkeit allen menschlichen Lebens. Und diese Botschaft führte mich zur einfachen Frage: Warum sollte ein Leben, nämlich meines über viele Jahre gelebt werden?

Und dabei erfahre ich interessante Antworten, die in vielen Fällen mit den alltäglichen Szenen des Lebens in Verbindung stehen. In den kommenden Wochen und Monaten möchte ich einige dieser Erfahrungen nieder schreiben und hin und wieder im Blog veröffentlichen.

Heute war es der Schwan am Hellbrunner Teich, der schon nach kurzer Zeit auf sich aufmerksam machte.

schwan

Indem er sich m Hauptverkehrsweg der Spaziergänger platzierte, sich ab und zu die Federn putzte und den langen Hals in Schleifen und den Kopf zwischen die Federn steckte. Kam ihm jedoch ein Mensch auf dem Weg etwas zu nahe und das waren ca. 30 cm Abstand, dann pfauchte er und die Erschockenen sprangen zur Seite. Mit einer zur Schau gestellten Selbstsicherheit nahm sich das Tier seinen Platz inmitten der vielen Besucher, die am Sonntag den Park bevölkerten.

Kinder bewegten sich anders, sie umrundeten seinen Platz, indem sie vorsichtig zu ihm hinlugten, immer darauf bedacht, dem anscheinend schlafendem Tier nicht zu nahe zu kommen. Manche Erwachsenene benahmen sich wie Raubritter, wollten sich den Spazierweg durch stures Geradeausgehen erkämpfen, doch alle gaben nach dem Pfauchen des Schwanes nach.

Ich habe die Tiere im Frühjahr beobachtet, als die Wasserspiele noch geschlossen waren und der Park menschenleer war. Da gehörte ihnen das gesamte Gelände und sie waren völlig alleine. Nun, da sie die Umgebung teilen müssen, sind es wenige qm am Land sowie die Teiche, die ihnen immer noch alleine zur Verfügung stehen.

Was bedeutet dies für meine Überlegungen zum Sinn des Lebens, die ich eingangs formuliert hatte? Es war diese Selbstverständlichkeit des Seins, die der Schwan ausstrahlte. Und obwohl sich das zweite Tier von den Menschen entfernte, war auch seine Position inmitten der Teiche eine Positionierung der Selbstverständlichkeit.

Meine Erkenntnis daraus, ist eine weitere Frage: Woraus bezieht der Mensch, woraus nehme ich die Selbstverständlichkeit meines Seins?

schwan2schwan3

Ich wende mich meinem Buch zu und lese einen Beitrag über die Franziskanerkirche. Ein Teil meines selbstverständlichen Seins ist das Lernen. Sich mit Neugierde dem Unbekannten nähern und immer wieder Antworten erhalten, woraus sich neue Fragen ergeben.

mein kleines Leuchttürmchen

Posted in Uncategorized with tags , on September 24, 2013 by Marina`s Woertaworld

Der Weg führte an der Riesachhütte vorbei,den Talbach entlang bis zum Talschluss. Bevor der Anstieg begann, entdeckte ich eine Bank und daneben den kleinen Einstieg zum Bach. Nach wenigen Minuten nahm ein wunderschönes Schmetterling auf einen Stein nahe der Bank Platz. Meine Gedanken begannen zu wandern, sie waren mal hier und mal dort. Sie folgten der ungezielten Bewegung des braunroten Schmetterlings.

Irgendwann ließ er sich am Bachrand auf einem trockenen Stein nieder. Ich stand auf, um dieser Begegnung ein Denkmal zu setzen. Baute den kleinen Turm aus unterschiedlich großen, glatt geschliffenen Steinen. Nach wenigen Minuten kam am Spazierweg ein Hund vorbei, der das Wasser liebte. Er sprang ins Bachbett, holte das geworfene Holzstück immer wieder zurück und war trotz aller Bemühungen seiner menschlichen Begleiter, nicht mehr von dieser Stelle weg zu kriegen. Ich war absolut sicher, dass mein Turm diese Attacke nicht überstehen würde. Doch sage und schreibe, das kleine Kunstwerk blieb stehen. Wenn ich im nächsten Frühjahr wieder beginne, das Untertal zu entdecken, führt mich der Weg zum Türmchen. Sollte es zerstört sein, werde ich es wieder aufbauen. Wieder konstruieren, wahrscheinlich ein wenig anders, vielleicht höher, breiter oder stabiler oder gar an einem anderen Ort. Es ist zum Symbol der nächsten Lebensmonate geworden.

Es braucht keine breiten Straßen oder großartige Ideen, um die Herausforderung zu bewältigen. Den Leuchtturm ansteuern und das Licht nicht aus den Augen verlieren. Wenn Schönes Bestand haben soll, muss es geschaffen werden. Und sollte es tatsächlich zerstört sein, kann es wieder aufgebaut werden.

turm

wenn aus einer Ahnung Wirklichkeit wird

Posted in Uncategorized with tags , , on September 14, 2013 by Marina`s Woertaworld

Während des Sommers ist mir das Staunen ein wenig vergangen. Nicht, weil die Natur beim Spazierengehen oder Erlebnisse im Alltag keinen Anlass dazu gegeben hätten. Es war ein schlechte Nachricht, die Anfang Juli eintraf und die wiederum mein Leben veränderte. ES wäre immer im Rahmen des Möglichen gelegen, aber ich hatte die Wahrscheinlichkeit absolut negiert. Deshalb stand ich wohl einige Zeit unter Schock. Diese Schockstarre wich einer tiefen Trauer, die kombiniert mit Selbstmitleid ideale Voraussetzung für depressive Verstimmung geschaffen hätte. Glücklicherweise konnte ich mich eines Morgens mit der Tatsache arrangieren, kein völlig gesunder Mensch zu sein. Ich habe mich mit der Realität ins Einvernehmen gesetzt, mich sozusagen mit der Wirklichkeit, die nicht von mir beeinflusst werden kann, arrangiert. Und überraschenderweise, je intensiver ich dieses Vertrauen in die Realität wahrnehme, desto deutlicher kann ich wieder Glück empfinden. Angst und Unsicherheit treten in den Hintergrund und werden von Lebensfreude verdrängt.

Nach nunmehr zwei Monaten finde ich langsam Worte für ungeordnete Gedanken und Gefühle sind nicht mehr mächtiger als ihnen zusteht. Diese Wortlosigkeit machte sich schon vor Monaten bemerkbar, waren es Anfang Jänner noch Unsicherheiten wurden zusehends Ahnungen, die ich vor mir hergeschoben hatte.

Ein Flug nach Düsseldorf und fünf Tage im Ruhrgebiet und im anliegenden Rheinland haben viel dazu beigetragen, dass die Lust an Veränderung wieder zurück gekehrt ist. Jeder Tag muss wieder seine Bestimmung erhalten und kleine Vorhaben schneller umgesetzt werden. Diese Botschaft habe ich vorerst nur widerwillig angenommen. Zusehends gibt das Wohlbefinden der Entscheidung recht.

kölnerdom01

Seit längerem hatte ich den Kölner Dom zu sehen auf meiner Wunschliste. Ich machte mich auf den Weg und war beeindruckt. Man verlässt den Hauptbahnhof und steht unvermittelt vor einem gigantischen Bauwerk. Ich habe es bei Nacht fast umrundet und einen Morgen darin verbracht. Die Geborgenheit der gotischen Kirche umfing mich. Es ist nicht irgendeine Kirche sondern das schönste gotische Bauwerk in Mitteleuropa. Im Seitenschiff der Stadtpatrone nahm ich an der Morgenmesse teil. Die offene Kapelle vermittelt trotz der hohen Pfeiler, die links den Raum begrenzen durch die schalenartige Kuppel und eine rechtsseitige Mauer und dem wunderbar gemalten Altar eine Behaglichkeit, wie man sie bei der Monumentalität des Domes niemals vermuten könnte.

Mein Mut zur Veränderung ist zurück gekehrt.

kölnerdom02kölnerdom03

Wenn Wasser schadet

Posted in Uncategorized with tags , , on Juni 17, 2013 by Marina`s Woertaworld

Seit drei Wochen quält mich die unangenehme Situation, dass in meiner Wohnung Schimmel entdeckt wurde. Normalerweise würde ich über das kleine Ungemach des Lebens nicht berichten, aber Schimmel, ja schwarzer Schimmel, der macht mich unruhig. Vielleicht wird die üble Situation erträglicher, wenn ich darüber schreibe.

Es war drei Tage vor dem Hochwasser, als die Elektrofirma bei der Installation des neuen Geschirrspülers, an der rückwärtigen Wand des Küchenverbaus, schwarze Flecken freilegte. Die darauf folgenden Tage war ich glücklicherweise nicht in der Wohnung. Doch als ich vier Tage später zurückkehrte, konnte ich den Ekel nicht mehr verdrängen und die Angst, vergiftet zu werden, verfolgte mich bei jeder Handlung in der Wohnung. Seit nunmehr zwei Wochen wird in Fragmenten repariert und in diesen Tagen sollen bei geöffneten Fenster die schlimmsten nassen Flecken austrocknen.

Warum schreibe ich das? Es ist ein kleines Problem, im Gegensatz zu jenen schlimmen Folgen, welche das Hochwasser vielen Menschen in Österreich, Tschechien und Deutschland bescherte. Wir hören seit drei Wochten täglich im Fernsehen und lesen in den Zeitungen von Betroffenen, die vieles, wenn nicht alles verloren haben. Von Menschen,die in ihre Wohnungen zurückkehren, worin nicht ein nasser Fleck und mehrere schwarze Flecken sind,sondern die ganze Wohnung unter Wasser gestanden war, der Schlamm sich festsetzte und die Möbel alle weggeworfen werden müssen.

Es ist ein großes Problem, wenn man selbst davon betroffen ist und ein kleines wenn man davon hört. Im Verhältnis dazu habe ich ein winziges, kaum nennenswertes Problem. Und doch, wenn man selbst davon betroffen ist, wird es entsprechend unangenehm. Es wird spürbar und fühlbar,der Wunsch nach einem sauberen und reinen Umfeld wird zu einem hohen Gut. Ich habe wieder wesentlich mehr empathisches Verständnis für Menschen, die von Hochwasser ernstlich betroffen sind.

Dabei wird mir klar, dass die unzähligen Nachrichten, die vielen Bilder und die Berichte abstumpfen. Sie ermüden und lenken durch die Form der Berichterstattung über Helfer vom eigentlichen Thema ab.Sie wecken eine Form des Heroismus,einer Verbundenheit mit der Feuerwehr und mit dem Roten Kreuz, mit dem Bundesheer und den Spendenaufrufen, die von den Opfern in Wirklichkeit ablenken.

Das sind schon seltsame Gedanken, aber vielleicht kann ich nicht mehr klar denken, weil ich vom Geruch in der Wohnung angeekelt und von der Angst vor Vergiftung durch den Schimmel leicht neurotisch geworden bin.

der schimmel